"Der Wissenschaftsrat fordert insbesondere die Forschungsförderer auf, Anreize zu schaffen, um qualitativ hochwertige Daten zu archivieren und langfristig zu sichern. Zu diesem Zweck sollten Referenz- und entsprechende Zitationsmöglichkeiten für Datensätze aufgebaut werden. Persistent Identifier (PID) bzw. Digital Object Identifier (DOI) erlauben eine eindeutige Identifizierung und Zitierbarkeit digital hinterlegter Daten selbst dann, wenn sie ihre Speicherorte (in der Regel referenziert über den Uniform Resource Locator, URL) wechseln."
Empfehlung zu Forschungsinfrastrukturen in den Geistes und Sozialwissenschaften, Wissenschaftsrat, Berlin, 28.01.2011, S.58

Eberhard Karls Universität Tübingen, Uni Tübingen, Tuebingen University – Die Namensvielfalt der deutschen Hochschullandschaft

“Eberhard Karls Universität Tübingen”, “Universität Tübingen” und “Uni Tübingen” - das alles sind Bezeichnungen, auf die man bei der Recherche nach linguistisch relevanten Institutionen stößt. Auf den ersten Blick mag diese Pluralität von Bezeichnungen als nicht besonders problematisch erscheinen - schließlich referieren alle diese Begriffe auf die gleiche Universität. Auf den zweiten Blick werden jedoch Probleme sichtbar, die aus der Vielfalt der Begriffe resultieren. Für ein Projekt wie NaLiDa stellen sich hierbei vor allem folgende Fragen: Wie kann sichergestellt werden, dass ein Nutzer unabhängig von der genauen Bezeichnung in der Suchanfrage auch die gewünschte Universität finden kann? Welche Suchbegriffe bietet man einem Nutzer an, um eine bestimmte Universität zu finden? Nicht zuletzt soll schließlich die bereitstellende Institution in den Metadaten einer Ressource aufgeführt und zur Suche genutzt werden.

Die Terminologie beschäftigt sich als praktische Wissenschaft mit der Entwicklung und Normierung von Fachbegriffen. Die Eindeutigkeit von Benennungen ist in jeder Kommunikationssituation - und besonders in der wissenschaftlichen Kommunikation - Voraussetzung für ihr Gelingen. Um die Effektivität von Kommunikation zu gewährleisten, muss also im Idealfall sichergestellt werden, dass beide Kommunikationspartner zum Beschreiben des gleichen Sachverhaltes auch die gleiche Benennung verwenden. Andernfalls sind Missverständnisse vorprogrammiert. Schwieriger wird es darüberhinaus, wenn die Kommunikation in mehr als einer Sprache stattfindet, also eine Übersetzung von Fachbegriffen nötig ist. In diesen Fällen muss besonders sorgfältig vorgegangen werden.

An den Universitäten herrscht im Grunde genommen Einigkeit über die Notwendigkeit festgesetzter Terminologien im Forschungsdialog. In der universitären Verwaltung sieht es anders aus. Dort gibt es nicht nur von Universität zu Universität verschiedene Bezeichnungen für die gleiche Institution, auch innerhalb einzelner Universitäten existieren unterschiedliche Bezeichnungsmöglichkeiten sowohl für Universitäten als auch für Institute parallel nebeneinander. Natürlich ist dies erlaubt, in Ermangelung einer strengen Norm vielleicht sogar unvermeidlich. Häufig steht hinter den verschiedenen Benennungen eine lange Tradition, und es wäre nicht realistisch, dieses Benennungssystem reformieren zu wollen. Die Bezeichnungen stellen Synonyme dar, sie sind also in jedem Kontext austauschbar. Die Fülle der Bezeichnungen muss bei der Erstellung einer Suchoberfläche beachtet werden. Dabei hilft es weiter, zunächst die Selbstbezeichnungen der einzelnen Universitäten zu sammeln. Jedoch muss auch aus der Nutzerperspektive gedacht werden. Die Tendenz zur Analogiebildung zwischen Namen (z. B. “Uni Aachen” statt “RWTH Aachen”) oder auch eventuelle technische Hindernisse (wie fehlende Umlaut-Tasten auf der Tastatur des Nutzers) müssen berücksichtigt werden.

Im NaLiDa-Projekt wird dem genannten Problem mit einem sogenannten Mapping begegnet, bei dem eine Bezeichnung einer Institution als Standardbegriff fungieren wird, zu dem aber auch sämtliche mögliche alternative Bezeichnungen aufgeführt werden. So wird gewährleistet, dass der Nutzer auch bei der Eingabe von alternativen Suchbegriffen das gewünschte Resultat erhält. Denn im Internetzeitalter darf es nicht die Sorge des Nutzers sein, den richtigen Suchbegriff für eine Information zu finden. Jede Institution, die Informationen bereitstellt, sollte dem Nutzer so weit wie möglich entgegenkommen und sich um leichte Auffindbarkeit bemühen. Und dies durchaus auch im eigenen Interesse – für den Nutzer ist nämlich nur das existent, was er auch finden kann.